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Cindy
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Hexenwald


Ihr schien, als wäre nur ganz kurze Zeit vergangen, als sie in einen Teil des Waldes gelangten,
von dessen uralten Bäumen Moose und Flechten herabhingen. Der Elf ließ ihre Hand los und da begriff sie,
dass sie allein weitergehen musste. Zögernd tat sie einen Schritt, blickte dann hilfesuchend zurück,
doch er war längst fort. Der Wald, den sie für so freundlich gehalten hatte, erschreckte sie nun mit
seiner Düsterkeit. Und aus etwas, das sie bis dahin lediglich für eine Ansammlung Moos und Reisig gehalten hatte,
sich jetzt aber als kleine Hütte entpuppte, trat ein Wesen heraus, ein altes Weiblein, bucklig und krumm,
mit schlechten Zähnen, einer Warze, das strähnige graue Haar unter einem speckigen Kopftuch hervorlugend.
"Tritt ein, mein Kind", forderte die Alte Fiona auf, und gegen ihren Willen fühlte diese sich zu dem Häuschen hin
und in dieses hineingezogen. Panik wallte in ihr auf, verzweifelt versuchte sie zu fliehen, doch es half ihr alles nichts.
"Wovor fürchtest du dich denn, ich bin doch nur eine harmlose, alte Hexe, die in ihrem Häuschen mitten im Wald lebt"
wollte die Alte wissen. Unzählige Bilder von bösen Hexen, sämtliche Geschichten, mit denen man ihr jemals Angst
eingeflößt hatte, schossen Fiona durch den Kopf. "Aber, aber", beruhigte die Hexe sie, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.
"Weiß man denn da, wo du herkommst nicht mehr, dass es böse und gute Hexen gibt? Und ich bin zufällig eine gute."
"Aber, aber...", stammelte Fiona, "aber du bist hässlich!" Plötzlich wurde die Hexe ganz ernst. "Ja", stimmte sie zu,
"das ist richtig. Ich bin hässlich. Aber gerade das abgrundtief Böse gibt sich gerne einen Anschein großer Schönheit und
wahre Schönheit im Herzen eines Menschen verbirgt sich oft hinter Schmutz und Elend. Wo du herkommst, scheint man zu viel
Wert auf äußeren Schein zu legen. Folge dem Weg deines Herzens, und ich bin sicher, du wirst zu besseren Einsichten gelangen."
Damit führte sie Fiona zur Tür. Sie trat nun ganz leicht heraus, trat einen Schritt in den Wald hinein. Als sie sich noch einmal
umdrehte, um sich zu verabschieden, war das Häuschen jedoch verschwunden. Dafür stand nun wieder der Elf vor ihr, der ihre Hand ergriff.