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Cindy
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Die Elfenhöhle


Anfangs war ihr Weg noch hell und licht gewesen. Doch je weiter sie kam, wuchsen die Sträucher und Bäume immer wilder und höher bis sie
schließlich ein Dach über ihrem Kopf bildeten. Das Sonnenlicht drang nur noch in gelben Sprenkeln auf Fionas Weg. Oftmals stolperte sie über
Wurzeln, die urplötzlich vor ihren Füßen auftauchten. Schließlich wurde es so dunkel, dass sie kaum ihre Hand vor den Augen sehen konnte.
Ängstlich blieb sie stehen, denn sie fürchtete die Dunkelheit. Ein Keuchen drang an ihr Ohr, wurde lauter und lauter. War noch jemand hier
auf diesem Weg? Vor Schreck hielt sie den Atem an und da verschwand es auch schon wieder. Ihr wurde bewusst, dass sie nur den eigenen Atem
gehört hatte.
Ängstlich kauerte sich Fiona auf dem Boden zusammen. Sollte sie nun weitergehen oder zurücklaufen? Gefangen in ihrem Zaudern bewegte sie
sich minutenlang überhaupt nicht mehr.Auf einmal flackerte ein Licht in der Ferne. Erst glaubte sie, ihre Augen würden ihr einen Streich
spielen und sie blinzelte ganz heftig. Doch das Licht blieb. Da stand sie auf und ging auf das Licht zu, schien es ihr doch freundlich zu zuwinken.
Mit jedem Schritt wurde es heller und dann stand sie plötzlich vor einer Höhle. Eine Fackel hatte ihr den Weg hierhin gewiesen.
Aus der Höhle selber drang ein seltsames Summen.
Vorsichtig drang Fiona in die Höhle ein und mit jedem Schritt schwoll das Summen zu einem wunderschönen Gesang an. Die Worte verstand sie nicht,
doch die Melodie war freundlich und warm. Daher fürchtete sie sich auch nicht. Schließlich betrat sie einen großen Raum, der gefüllt war mit Regalen
 voller Bücher. In der Mitte standen zwei gemütliche Ohrensessel und ein kleiner Holztisch, auf dem zwei Becher dampften.
"Ah, ich sehe, mein Gast ist endlich gekommen."
Eine schlanke Gestalt löste sich aus dem Schatten der Höhle und trat in das Licht der Fackeln. Er hatte lange weiße Haare und ein ebenmäßig
geschnittenes Gesicht, in dem das Alter schon leichte Spuren hinterlassen hatte. Zu ihrem Erstaunen waren seine Ohren lang und spitz.
Er trug Kleidung, die das Licht der Fackeln wiederspiegelte. So veränderte sie sich auch bei jedem Schritt, den er tat. "Mein Name ist Galadriel."
Und als er ihren staunenden Blick auf seine Ohren sah fügte er hinzu "Wir Elfen haben nun mal solche Ohren und nicht so langweilige kleine und
rundliche wie ihr Menschen." Dabei schwang ein Lachen in seiner Stimme mit, das nicht verspottete, sondern Freundlichkeit ausstrahlte. Fiona
konnte nicht anders, sie musste diesen seltsamen Elfen einfach anlächeln. "Setz dich doch, Fiona. Ich habe uns einen heißen Kakao gemacht."
Sie tat wie ihr geheißen wurde und nippte an dem Kakao. Er war einfach köstlich und belebend. "Woher kennst du meinen Namen?" "Nun, die Bäume haben
es mir zugeflüstert. Sie wissen mehr als du ahnst. Und sie haben mir auch von deiner Angst erzählt." "Meine Angst? Was meinst du?"
"Die Angst vor der Dunkelheit."
Fiona schwieg. Das hatte sie nicht erwartet. War er dort draußen gewesen und hatte sie gesehen als sie sich ängstlich auf den Weg gekauert hatte?
Es war ihr unangenehm und sie schämte sich. Verlegen blickte sie in ihren Becher. "Schäme dich nicht deiner Angst, sie ist nur natürlich.
Du musst jedoch lernen, dahinter zu schauen." "Was meinst du damit?" "Wir fürchten oftmals das, was wir nicht kennen. Daher sollten wir uns dem
stellen und hinterfragen, was uns so Angst einjagt.
Frage dich, was es ist und warum es so ist. Und du wirst die Nichtigkeit sehen, die dahinter steht." Fiona schaute Galadriel zweifelnd an.
"Das verstehe ich immer noch nicht so ganz."
"Du wirst verstehen." Sprach er, lächelte sie an und vollführte dann ein seltsames Zeichen mit seiner Hand. Die Fackeln erloschen und es wurde
finster in der Höhle. "Galadriel", schrie sie erschrocken auf. "Was fürchtest du?" "Es ist so finster. Die Dunkelheit erdrückt mich."
"Warum fürchtest du dich?" "Ich kann nichts sehen. Wer weiß, welch Unheil hier noch lauert?"
"Warum nur mit den Augen sehen? Es gibt mehr Sinne als du benutzt". Er schaute sie lächelnd an und sang wieder das seltsame Lied, das sie
zuvor gehört hatte. Ihre Augen fielen langsam zu und sie fühlte sich so unendlich müde. Ehe sie gänzlich eingeschlafen war, hörte sie noch einmal
seine Stimme. "Wünsche werden wahr im Sonnenwind der Träume wenn das Herz nur will."

Als sie erwachte, war Galadriel fort. Auf dem kleinen Tisch stand ein köstliches Mahl und sie spürte wie der Hunger in ihrem Magen rumorte.
Nachdem sie gestärkt war, verließ sie die Höhle und trat in den Sonnenschein des späten Morgens hinaus. Der dunkle Weg war verschwunden.
An seiner Stelle war ein anderer getreten, dem sie nun folgte.